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Linux Presentation Day

Anregungen für Mitveranstalter von Hauke Laging

Dies ist die persönliche Einschätzung von Hauke Laging (Berliner Linux User Group, hauke.laging); Version 1, 23.09.2015

Bedarf der Zielgruppe

Ich denke, für die (Haupt-)Zielgruppe ist nicht entscheidend, was genau ihr angeboten wird. Aus ihrer Sicht ist dies das erste Angebot überhaupt. Die meisten werden nicht mit einer imaginären Checkliste kommen, was sie alles wissen wollen, um am Ende des Besuches entscheiden zu können, ob sie auf Linux umsteigen oder nicht. Der Besuch des Linux Presentation Day ist eher der Schritt, der zur Erstellung dieser Checkliste führt. Die Besucher werden ohne präzise Erwartung bezüglich der Inhalte kommen, denn wenn man nichts über ein System weiß, weiß man auch nicht, was die spannenden oder entscheidenden Aspekte sind. Sie werden erwarten, dass ihnen das gezeigt wird, was aus der Sicht erfahrener User die wichtigsten Informationen für (typische) potentielle neue User sind, dass sie ein bisschen mit dem System spielen können und dass ihre Fragen beantwortet werden.

Für Leute mit speziellen Fragen, etwa diejenigen, die schon mal mit dem Gedanken eines Wechsels auf Linux gespielt haben, ist der LPD im Grunde nicht die richtige Veranstaltung; es werden zwar auch Leute kommen, die sich schon mit Linux befasst haben, aber nicht wussten, dass es in ihrer Gegend eine Linux User Group gibt und man da als Nichtmitglied einfach hingehen und Fragen stellen kann, aber diese Leute werden zu den normalen LUG-Treffen kommen, wenn ihre Fragen auf dem LPD nicht beantwortet werden können (weil sie zu kompliziert sind oder weil wegen der Menge "normaler" Besucher nicht genug Zeit dafür ist).

Vorträge

Ein in bezug auf den Vorbereitungsaufwand und die nötige verfügbare Kompetenz wichtiger Aspekt ist die Frage, ob man Vorträge anbieten möchte und welche. Man braucht Leute, die in der Lage und gewillt sind, die Vorträge zu halten. Außerdem stehen diese Leute während der Vorträge nicht zur Verfügung, um Vorführrechner zu betreuen oder Fragen zu beantworten. Noch schlimmer: Wenn ein Vortrag auch für erfahrene Linux-Nutzer interessant ist, möchten womöglich auch andere Helfer den Vortrag hören und fehlen dann.

Ich vermute, dass der typische Besucher sich zwischen 30 und 90 Minuten auf der Veranstaltung aufhalten wird. Ich nehme an, dass lange Vorträge (30+ min) für solche Besucher eher abschreckend sind; um so mehr, je spezialisierter sie sind. Da nicht klar ist, wie viele Besucher kommen und es wenig sinnvoll erscheint, für drei Leute einen Vortrag zu halten, sollten normalerweise nur solche Themen behandelt werden, bei denen man davon ausgehen kann, dass sich fast alle Linux-Interessenten dafür interessieren.

Sinnvoll erscheint mir ein kurzer Vortrag (ca. 10 min) über die wichtigsten Unterschiede zwischen Windows und Linux, der stündlich wiederholt wird. Das wäre vorteilhaft, weil der das abdecket, was ansonsten jedem Besucher einzeln an einem der Vorführrechner erzählt würde. Die allgemeinen Informationen kann man aber besser und mit weniger Aufwand (ein Helfer für mehrere Besucher) in einem systematischen Vortrag vermitteln. Es bietet sich dann an, den Besuchern auf der Veranstaltungs-Webseite nahezulegen, nach Möglichkeit kurz vor einer vollen Stunde anzukommen.

Falls wir es schaffen, geeignete Videos zu den wichtigsten Themen zu finden oder zu erstellen, wäre sicherlich auch sinnvoll, die in Endlosschleife laufen zu lassen. Dann gibt es z.B. immer um xx:00 den Kurzvortrag zu Windows vs. Linux, um xx:15 ein Video zu LibreOffice, um xx:30 wechselnde Videos und um xx:45 eins zu Windows-Software unter Linux.

Themen

Es erscheint mir wenig sinnvoll, den Besuchern unterschiedliche Distributionen vorzustellen, weil dieses Thema für viele verwirrend sein dürfte und vom relevanten Thema – Ist Linux an sich für den jeweiligen Besucher eine Option? – nur ablenkt.

Installationsangebote

Eine Installparty sollte man im Rahmen des LPD nur dann anbieten, wenn man die entsprechenden Ressourcen (Platz, Helfer) im Überfluss hat. Besser ist die Ankündigung eines entsprechenden Termins.

Sinnvoll dagegen ist das Angebot, z.B. Knoppix auf einen mitgebrachten USB-Stick zu kopieren, was dann auf einem mitgebrachten PC auch gleich ausprobiert werden kann.

Ebenfalls sinnvoll – da muss man aber mit ideologischen Einwänden mancher Helfer / Organisatoren rechnen – erscheint mir das Angebot, dass die Leute ihren – entsprechend leistungsfähigen – Rechner mitbringen, darauf z.B. Virtualbox installiert bekommen und dafür ein vorbereitetes Image (ggf. eins von mehreren, so dass für jeden vorgeführten Desktop das passende da ist), so dass sie stressfrei unter Windows oder MacOS ein bisschen mit Linux spielen können. Abgesehen vom persönlichen Komfort dürfte die Möglichkeit, einfach und legal ein angepasstes System zu verteilen, einigermaßen beeindruckend sein.

Sonstiges

Jeder Veranstalter sollte sich pro Desktop-Umgebung (und ggf. pro Termin) auf eine Distribution festlegen, die er empfiehlt. Da die Helfer sich vorab sowieso nicht auf eine einigen können, kann man das pro Termin auswürfeln... Der Besucher will wissen, wie er nun weitermachen soll, aber er will keinen Schwall an Fußnoten, Pro und Contra und erst recht keine Helfer, die sich vor seinen Augen darüber streiten, was sinnvoll ist.

Es bietet sich zur Motivation der eigenen Leute an, für das leibliche Wohl zu sorgen (das der Helfer, nicht das der Besucher). Im Mai kann man bei manchen Lokalitäten grillen, im November ist das wohl eher keine Option.